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September 2021

Liederkranz übergibt alte Militärfahne an die „Weitinger Hoamet“ für das Dorfmuseum

Heimatgeschichte:

MGV Liederkranz Weitingen übergibt alte Militärfahne an die „Weitinger Hoamet“ für das Dorfmuseum

(Bericht von Hermann Neschaus dem Schwarzwälder Boten vom  09.09.2021)

Eutingen-Weitingen. Die alte Militärfahne hat eine neue Heimat. Der Liederkranz übergab sie beim Tag der offenen Tür der „Weitinger Hoamet“ für deren Dorfmuseum. „Im Frieden und im Streit – ein Lied ist gut Geleit“, wählten die Gründerväter des Männergesangvereins Liederkranz im Jahr 1902 als Motto. Es bildete tatsächlich „ein gut Geleit“ bis in die heutigen Tage hinein. Und eigentlich wären anno 2002 nicht nur 100 Jahre Liederkranz, sondern auch 140 Jahre Chorgesang in Weitingen zu feiern gewesen.Denn „der deutsche Männergesang“ fand, wie den Protokollbüchern zu entnehmen ist, schon um 1860 „Hort und Pflege“. Weil es aber nach der „Direktion des Lehrers Johannes Weippert“ an geeigneten Nachfolgern gefehlt hatte, kam für die Sänger eine schwere Zeit, sodass das Singen im Chor einschlief. Jahre gingen ins Land und der Männerchor wurde immer mehr vermisst.

Da entstand die Idee, aus den Mitgliedern des damals bestehenden Militärvereins, einen Männerchor zu gründen, was am 31. August 1902 erfolgreich gelang. Aus dieser Zeit ist noch die farbenprächtige und aufwendig gestaltete Fahne des Militärvereins mit den Jahreszahlen 1892 und 1898. Fünf Jahre später wurde 1907 das Fest der eigenen Fahnenweihe mit 32 Gastvereinen gefeiert. Die Fahne des Militärvereins wurde vom Liederkranz weiterhin aufbewahrt und zu festlichen Anlässen und Konzerten immer wieder aus dem Schrank auf der Schulhausbühne geholt und zur Dekoration der Festbühne verwendet.

Die schwarzrote Fahne in den damaligen Landesfarben zeigt in der Mitte die Königskrone auf dem alten württembergischen Landeswappen mit den drei Hirschstangen und den drei Staufer-Löwen. Darunter steht die Losung „Furchtlos und Trew“ und in den vier Ecken das golden eingestickte Bekenntnis „Des Vaterlandes Kraft und Ehr, sie liegen in des Landes Wehr“.

Irgendwann waren sich Vorstandschaft und Vereinsausschuss einig, sich von den militärischen Ursprüngen zu lösen und die aufwendig gestaltete Fahne nicht mehr zu benutzen. Allerdings befand man es als auch zu schade, sie nur auf der Dachbühne in einem Schrank dahinschlummern zu lassen.

„Aber wohin damit?“, fragte Vorsitzender Roland Schneider schon vor längerer Zeit in einer Sitzung des Vereinsauschusses. Die Lösung war mit der „Hoametscheuer“ schnell gefunden. Denn da sei sie gut aufgehoben und könne bei Veranstaltungen oder Besichtigungen immer wieder bestaunt werden.

Den Plan zur Übergabe vereitelte immer wieder die Corona-Pandemie. Die erste passende Gelegenheit sollte aber genutzt werden und diese bot sich am vergangenen „Hoamet“-Sonntag anstelle der jährlichen Heimattage beim Tag der offenen Tür in der „Hoametscheuer“ an. Also trafen sich die Sänger zum Ansingen im nahen Begegnungshaus der Kirchengemeinde und marschierten anschließend auf den kleinen Festplatz vor dem Vereinsgebäude ein. Nach dem Lied „Der Lindenbaum“ von Franz Schubert übergab Liederkranz-Chef Roland Schneider seinem „Hoamet“-Kollegen Hermann Nesch die alte Fahne als Besitz und „zur treuen Verwahrung“.

Sängerchef Roland Schneider (rechts) übergibt die alte Fahne des einstigen Militärvereins an die „Weitinger Hoamet“ und ihren Vorsitzenden Hermann Nesch (links neben Fahnenträger Jürgen Lambarth). Foto: Weitinger Hoamet

Nesch nahm dankend entgegen, bezeichnete die Fahne als Gewinn für die umfangreiche Sammlung der „Hoamet“ und verwies darauf, dass Militärvereine und später auch Sportvereine Sängerabteilungen hatten. Schließlich wird auch bei den Sportlern heute noch gerne gesungen. Früher mehr als heute. In Weitingen waren einst viele Sportler auch aktive Mitglieder im Liederkranz.

Die militärgesinnte Mentalität der Gesellschaft vor über 100 Jahren habe sich auch 1914 gezeigt, als die Soldaten siegessicher, fröhlich singend und winkend in den Ersten Weltkrieg gezogen waren. Es sollte ja nur „ein Ausflug nach Paris“ sein, von dem man in paar Wochen wieder zurückkehren werde. Der Ausgang ist bekannt. Der Krieg dauerte vier Jahre und endete mit einer Niederlage und Millionen von Toten.


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